Die kleine „Straße“ der wassergebundenen Tierwelt, der Welter Bach, wird von einer großen „Straße“, d. h. von einer viele tausend Kilometer langen Vogelzuglinie gekreuzt. Die Reisenden der Lüfte nutzen die mit Wasser flach bespannten Wiesen für einen kleinen Zwischenstopp mit Imbiss. Sie sind übervoll mit Kerfen (Kerbtier/Insekt) und Weichtieren. Die ganze Prominenz der Wat- und Wiesenvogelgesellschaft trifft sich hier zum Stelldichein. Uferschnepfen, Brachvögel, Bekassinen und andere Sumpfbewohner mit einem „langen Gesicht“ und Stelzenbeinen (Limikolen) stochern nach Würmern, Schnecken und anderem Kleingetier.
Über Generationen hin – so berichten es die alten Leute – war die Bekassine Brutvogel am Welter Bach. Trotz des allgemeinen Rückgangs tritt sie hier aber noch regelmäßig als Nahrungsgast auf. Der Welter Bach ist in der Vogelwelt als ein sehr beliebtes Trittsteinbiotop bekannt. Eben diese von Afrika bis Skandinavien reichende Bekanntheit ist auch der Grund für den großen Bestand an Brutvögeln, nämlich 67 verschiedene Arten. Vielen unter ihnen erfüllen sich hier alle Lebensraumwünsche einschließlich geeigneter Fortpflanzungspartner. Das gilt nicht nur für die Wiesenbewohner, sondern auch für Heckenbewohner wie die Dorngrasmücke oder Waldbewohner wie die Hohltaube. In den Feld- und Wiesenrainen erklingt an Sommerabenden der Ruf der scheuen Wachtel. Von den Ornithologen wurden bis heute insgesamt 125 Arten beobachtet. Seit Gründung des Schutzgebietes entwickelt sich der Artenbestand. Unter den Wiesenvögeln fällt ein regelrechter Gesellschaftswandel auf. Die Alteingesessenen oder „Poalbürger“, wie man in Westfalen sagt, gehen zurück. Braunkehlchen, Wiesenpieper und leider auch der Kiebitz – ein Symbol für das beginnende Frühjahr in den Wiesen – werden immer seltener. An deren Stelle entwickelt sich der Bestand der Graugans sehr erfreulich. Ein ganz besonderes Highlight ist die Population der Nonnengans. Insgesamt zwanzig Brutpaare zogen in 2011 vierzig Jungtiere auf und flogen mit ihnen gemeinsam ins Winterquartier.
Neuer Spitzenreiter in der Publikumsgunst unserer Besucher sind die Weißstörche. Auf ihren Nisthilfen zogen sie zum dritten Male Jungtiere groß.